Gelbgurt – Aikido Online Akademie

GÜ04 Distanz

1. Einleitung

Oft entstehen Konflikte bzw. werden verstärkt, weil wir auf körperlicher und mentaler Ebene zu wenig Distanz haben. Dies gilt für alle Konflikte von Menschen auch in Partnerschaft, Elternschaft und Beruf.

Die richtige Distanz auf mentaler Ebene zu haben bedeutet, dass Sie nicht automatisch alte Verhaltensweisen abspulen (Der hat mich angerempelt, deshalb bekommt er jetzt eins auf die Nase). Es bedeutet Neutralität, Achtsamkeit, Präsenz, nicht alles auf sich beziehen, gelassen bleiben.

Zu wenig körperliche Distanz ist gefährlich, verursacht in Angst und Stress.
Um auf einen Angriff reagieren zu können brauchen Sie Zeit. Diese Zeit haben Sie nur, wenn sich der Angreifer weiter weg befindet.

Einer der wichtigsten Faktoren in der Selbstverteidigung ist die Distanz.

In der richtigen Distanz ist man einigermaßen sicher – das heißt, mein Gegenüber braucht nicht einfach nur sein Knie anzuziehen, um schon einen Treffer zu landen. Der Verteidiger sollte immer so viel Abstand haben, dass der Angreifer, wenn er mich treffen will, einen Schritt auf mich zu machen muss.

Erst wenn die Distanz zu klein wird, wird es wirklich gefährlich, wie sie auch dem Videofilm über Distanz entnehmen können.

In einer intimen Distanz darf sich niemand ohne Erlaubnis aufhalten. Lassen Sie dies zu, führt das zu Stress und Angst – jedoch nicht nur beim Opfer, sondern auch beim Täter. Fordern sie jetzt mit Gewalt die richtige Distanz ein und gehen auf den Täter zu um ihn wegzuschieben, wird dies als Angriff gewertet. Dieses Verhalten ist weder intelligent noch ökonomisch. Zum ersten verkürze ich die Distanz noch mehr und zum zweiten muss der Angreifer ja weggeschoben werden.

Viel einfacher wäre es, entspannt einen Schritt rückwärts zu gehen, die Hand zu heben (Handinnenfläche zum Angreifer) zu der klaren Geste „Halt“ und dies auch klar mittels ihrer Stimme auszudrücken. Diese Haltung drückt aus, dass sie an einem Kampf nicht interessiert sind. Sie könnten aber auch zurückgehen und in die klassische Verteidigungshaltung mit geballten Fäusten einnehmen. Diese Haltung drückt jedoch aus, dass sie zum Kampf bereit sind, diesen vielleicht sogar wollen.

2. Vorbereitungen für die Übung – Testen Sie folgendes:

Erste Übung:

Sie stellen sich einen Partner – je fremder umso besser – im Abstand von ca. 5 Meter vor sich auf und spüren wie das für sie ist.
Wahrscheinlich kein Problem – die Person ist ja weit genug weg. Dann lassen sie die Person langsam auf sich zulaufen und spüren, wann es komisch wird. Normalerweise sagen wir Stop wenn das Gegenüber so nah herangekommen ist, dass sich die Handflächen der ausgestreckten Arme von „Angreifer und Verteidiger“ berühren können. Das ist die sogenannte soziale Distanz. Wenn der andere Mensch in dieser Distanz bleibt, kann man sich noch normal unterhalten – man kann aber spüren – „bis hier her“ – aber nicht näher.

Machen sie mit dem Experiment weiter:
Ihr Gegenüber dringt jetzt ganz langsam immer weiter in ihren intimen Bereich ein. Intim deswegen, weil sich ganz nah bei uns nur Menschen befinden dürfen, die unsere innere Einwilligung dazu haben. Sie werden sehen, dass sie sich jetzt wesentlich unwohler fühlen und sämtliche Alarmglocken klingeln. Wichtig ist jetzt zu erkennen, dass dieser Vorgang sich aber bei beiden abspielt. Auch der Angreifer setzt sich natürlich diesem Stress aus – er merkt es in seiner Aggressivität nur nicht wirklich, weil er sich schon vorher in einem gewissen Stress befand. Auch beim Angreifer steht alles auf Alarm. Mache ich als Verteidiger eine Bewegung die als Angriff gewertet werden kann, wird es zur Angriff kommen – dabei kann es sein, dass mein Gegenüber nur reflexartig auf mich reagiert hat.

Zweite Übung:
Sie stellen sich aggressiv von ihren Partner. Ihr Partner geht wie oben beschrieben zuerst in die Verteidigungsstellung mit den geballten Fäusten und ist seinerseits aggressiv. Sie wiederholen die Übung. Ihr Partner geht jedoch entspannt zurück, hält seine offene Hand nach vorne und ist entspannt.

Nehmen Sie den Unterschied wahr?

Dieses Wissen ist für die Deeskalation von herausragender Bedeutung. Wenn wir alleine dieses Wissen immer – auch in nichtkörperlichen Angriffen – umsetzen würden, könnten wir feststellen, das wir durch einen einfachen Schritt zurück, bestenfalls noch aus der Angriffslinie heraus, wir uns und den anderen wieder entspannen, deeskalieren könnten.

Diesen Baustein können wir aber auch in den noch häufiger auftretenden „Beziehungsgefechten“ zuhause, in der Schule, im Beruf nutzen. Am einfachsten ist also nicht den Angreifer zurückzudrängen – dafür brauche ich ja wieder viel Einsatz und riskiere die Eskalation – sondern ich selbst gehe wieder auf Distanz. Dies sollte jedoch nicht aus einer Opferhaltung heraus (Davonlaufen) sondern als klare Konfliktbewältigungsstrategie (jenseits unserer angeborenen und angelernten Konfliktbewältigungsmechanismen – wie eben, Kämpfen, davon laufen und tot stellen als neue Verhaltensweise gemacht werden.)

3. Die Übung

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Sie arbeiten gerade an Ihrem Gelbgurt.

Fertig mit dieser Einheit?

Nehmen Sie sich für diese Einheit die Zeit, die Sie brauchen.
Der Schlüssel zu Ihrem Erfolg ist die Integration des Wissens und der Übungen in Ihren Alltag.