Orangegurt – Aikido Online Akademie

GrW04 Theorie

Die Kraft der Vorstellung.
 
In den meisten Kampfkünsten wird ausschließlich die „äußere Kampfkunst“ gelehrt.
Dabei handelt es sich um die sichtbare Form – um die Techniken.
 
Japanische Künste die sich dem „Do“ – der Weg – verschrieben haben gehen über das bloße Erlernen von Techniken hinaus.
Jutsu meint hauptsächlich die Technik und wie man auf schnellstem Wege zum Ziel kommt – in der Selbstverteidigung hieße das, wie man den Angreifer mögllichst schnell ausschaltet.
 
Do beinhaltet meiner Meinung nach einen Selbsterfahrungeffekt, der auftritt während des regelmäßigen Übens.
Wie gehe ich damit um dann ich heute keine Lust auf Training habe, es zu heiß ist, der Partner mir nicht angenehm ist. Bei Do ist nicht wichtig wie schnell ich zum Ziel komme, sondern wie viele Erfahrungen ich während meiner Trainingpraxis mache und wie ich das, was ich lerne, auch ins täglichen Leben integrieren kann.
 
Do deutet schon an, dass es neben der körperlichen Technik (Physik – Hebel, Dynamik …) noch andere Ebenen gibt die ausgebildet werden sollen.
 
Der Begründer des Aikido, M. Ueshiba, hat auch mal gesagt: „Das einzige was du zu bekämpfen hast, ist der zum Kampf aufstrebende Geist in dir“ – oder auch “ Ich zeige euch nicht wie ihr eure Füße bewegen sollt, sondern euren Geist“.
Tai Chuan – das chinesische Schattenboxen wird auch inneres Boxen genannt.
Aber auch beim Qi Gong – das ja auch als Kampfkunst eingesetzt werden kann, sind vor allem auch die inneren Prozesse wichtig.
So wird beim Qi Gong die in den Meridianen zirkulierende Energie nicht mit Nadeln bewegt und beeinflusst sondern durch die Kraft der Vorstellung.
 
So ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen, die zu Hause in ihrem Sofa liegen und sich nur vorstellen, dass sie ins Fitnessstudio fahren um Hanteln zu stemmen, einen Muskelzuwachs von 10 % haben ohne je eine Hantel zu heben.
 
Eine Studie zeigte, dass Menschen viel mehr Gewicht abnahmen, weil sie bei jeder Tätigkeit, die sie ausübten sich vorstellten, wie viel Kalorieren,  z.B. beim Putzen, verbraucht werden.
 
Sie können es auch so ausprobieren.
Sie nehmen sich einen Parter und legen diesen vor sich mit dem Bauch auf den Boden, die Arme neben dem Körper.
Sie knien sich neben ihn und stellen sich mit aller Kraft vor, dass dieser Mensch total schwer ist, dass es fast unmöglich ist diesen umzudrehen und dass dieser sie auch in keiner Weise unterstützen wird. Lassen Sie sich Zeit und konzentrieren sie sich wirklich darauf.
Dann versuchen Sie ihren Partner auf den Rücken zu drehen und wieder zurück.
Unser Aikido und Karate ist immer an einem Miteinander interessiert und nicht an einem Gegeneinander – deshalb ist Aikido auch frei von Wettkämpfen und bleibt reine Selbstverteidigung.
Bei der zweiten Übung gehen sie in die Vorstellung, dass es ganz leicht ist, völlig unkompliziert, dass der Partner sie unterstützen wird beim Umdrehen, dass der Partner leicht wie eine Feder ist und das ganze darüber hinaus auch noch Spass macht.
Dann drehen sie ihren Partner nochmals und werden mit Sicherheit feststellen, dass es jetzt leichter war.
 
Pyhsikalisch konnten Sie den Partner nicht leichter machen. Jedoch richten Sie sich und auch ihren Partner mit ihrer Vorstellung aus, weil Menschen normalerweise die Eigenschaft besitzen sich emotional aufeinander auszurichten und einzustellen (Spiegelneuronen).
 
Das könnten Sie beim nächsten Experiment selbst ganz einfach erfahren.
Sie gehen morgens aus dem Haus und sind zu jedem den sie treffen unfreundlich und grüßen nicht. Am Ende des Tages werden sie feststellen, dass sie überwiegend unfreundlichen Leuten begeget sind und Ihr Tag wird nicht besonders freudvoll gewesen sein.
 
Am nächsten Tag gehen sie aus dem Haus und grüßen jeden und bemühen sich um Freundlichkeit, auch wenn Ihnen vielleicht nicht danach ist. Sie werden am Abend feststellen, dass sie überwiegend freundliche Menschen getroffen haben.
 
Mit ihrer Vorstellung, mit ihren Gedanken bestimmen Sie Ihr Leben und was Ihnen passiert.
Sehen Sie in jedem Menschen einen potentiellen Angreifer, oder sich selbst als Opfer,  dann
wird sich Ihr Gegenüber auch so verhalten.
 
Deshalb ist die friedliche Einstellung gegenüber Anderen – auch wenn sie mir aggressiv gegenübertreten so wichtig. Ich kann mit meiner Einstellung mein Ggegenüber noch aggressiver machen oder deeskalieren.
Deswegen wird bei Tai Chi Chuan in der Anfangsphase auch wenig mit dem Partner trainiert um gar keine Vorstellung aufkommen zu lassen, dass irgend etwas schwierig sein kann. In dem Moment wo ich mir vorstelle, dass es schwierig wird nur weil mein Partner groß ist, werde ich mich unnötig beschränken und behindern.

Ein altes Sprichwort – vermutlich aus China – ist:

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.

Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.

Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheit.

Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.
Deswegen ist es sehr wichtig sich bei der Selbstverteidigung – wie auch sonst im Leben – sich nicht nur auf Techniken zu verlassen, sondern diese Trainingspraktik zu ergänzen mit ihrer Arbeit mit Vorstellung.

Sie arbeiten gerade an Ihrem Grüngurt.

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Nehmen Sie sich für diese Einheit die Zeit, die Sie brauchen.
Der Schlüssel zu Ihrem Erfolg ist die Integration des Wissens und der Übungen in Ihren Alltag.