Orangegurt – Aikido Online Akademie

OW04 Aikido und gewaltfreie Kommunikation

Viele Menschen trainieren regelmäßig um sich gegen gewalttätige, körperliche Angriffe verteidigen zu lernen. Die meisten Angriffe und Konflikte passieren jedoch auf mentaler Ebene, zu Hause mit dem Partner, mit dem Chef, in der Schule, mit dem Lehrer usw. Wie viel Zeit verwenden wir für das Erlernen der Abwehr von mentalen Angriffen in unserem Leben?

Wird die Aikido-Philosophie konsequent ausgeführt, bietet sie viele Konfliktlösungsstrategien und ist Gewaltprävention im besten Sinne. Natürlich brauchen Menschen auch die körperlichen Techniken für die Verteidigung im Ernstfall – dann wenn präventive Maßnahmen nicht funktioniert haben. Aber – jeden Kampf, den ich nicht kämpfen muß, ist ein Gewinn für alle Parteien, weil es dadurch keine Verlierer gibt. Gibt es in Beziehungen Verlierer und Gewinner, sind diese Beziehungen meist schnell am Ende.

Unser Aikido und Karate ist immer an einem Miteinander interessiert und nicht an einem Gegeneinander – deshalb ist Aikido auch frei von Wettkämpfen und bleibt reine Selbstverteidigung.

Im heutigen Berufsleben ist Teamarbeit einer der wichtigsten Aspekte.

Viele Menschen können weder vernünftig miteinander reden, noch Konflikte bewältigen. Durch schwelende Konflikte, Mobbing usw. geht viel Produktivität verloren.

Im Aikido trainieren wir auf körperlicher Ebene genau das was Marshall Rosenberg mit seiner „Gewaltfreien Kommunikation“ macht. Auch hier wird nicht abgeblockt und sofort zurückgeschlagen, sondern Angriff zugelassen und in machen Fällen sogar verstärkt.

„Bitte wiederholen sie mal – ich glaube ich habe nicht verstanden.“

„Stimmt das, ich habe verstanden, dass Sie mich für einen …….. halten?“

In jedem dieser Fälle wird der Angreifer gewaltfrei mit dem konfrontiert was er gemacht hat.

Im Aikido bedeutet das Prinzip Tenkan ja eigentlich auch nichts anderes als sich durch eine Drehbewegung in Sicherheit zu bringen und dadurch den „Blickwinkel“ des Angreifenden einnehmen zu können. Man stellt sich neben den Angreifer und bleibt nicht in Konfrontation. Diese Haltung zeigt dem Angreifer, dass er ernst genommen wird, wir aber nicht am Kampf sondern an einem Miteinander interessiert sind. Dieses Verhalten eröffnet die Möglichkeit Konflikte zu führen, zu entschärfen und zu einem einvernehmlichen Ende zu führen.

Um den Konflikt umlenken und führen zu können, darf die Angriffsenergie nicht blockiert werden. Dies ist einer der Grundsätze im Aikido.

Natürlich ist es wichtig sich selbst aus der Angriffslinie zu bringen. Selbst bei mentalen Angriffen kann es deeskalierend wirken, wenn die körperliche Distanz vergrößert wird. Distanz zu den Dingen zu finden geht jedoch über die körperliche Distanz hinaus. Es meint auch, dass ich den Dingen nicht so viel Gewicht gebe, gelassen bleibe, vielleicht sogar einen gewissen Humor finde, mich nicht so erst nehme, mich eben nicht sofort in Kämpfe verwickeln lasse. Genau diese Qualität sollte im Aikido entwickelt werden.

Natürlich ist die gewaltfreie Kommunikation nicht nur auf die beiden oben genannten Beispiele reduziert. Die beiden Beispiele reichen jedoch aus um die Zusammenhänge und die gegenseitige Bereicherung auf diesen Ebenen aufzuzeigen.

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